Einleitung
Unter dem allgemeinen
Rationalisierungsdruck hat die Mikroprozessortechnik in allen Bereichen
der Maschinensteuerung Einzug gehalten. Die Methoden der Prozeßkontrolle
wurden genauer, anspruchsvoller und vielfältiger. Manche Firmen haben
bereits beträchtliche Summen aufgebracht um auf dieses Niveau zu kommen
und der Fachmann kämpft seither mit dem Problem technisch auf dem Laufenden
zu bleiben. Für einige Firmen wird der verschärfte Wettbewerb zu unerträglich
hohen Kosten führen, welcher bis zur Aufgabe führen kann. Dieser Ausleseprozeß
hat bereits vor Jahren begonnen und wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit
noch einige Jahre anhalten und nur Betriebe mit gutem Maschinenpark
und effektiver Logistik haben eine Überlebenschance. Es braucht keiner
besonderen Erwähnung, daß kapitalstarke Konzerne dabei bessere Möglichkeiten
haben als Einzelbetriebe, welche diesen Mangel durch mehr Flexibilität
und bessere Ideen ausgleichen müssen. In jedem Fall aber müssen sich
die Investitionen amortisieren und man kann sich keine Fehlinvestitionen
leisten. Dies bedarf einer sorgfältigen und ausgewogen Langzeitplanung
des Maschinenparks und der elektronischen Einrichtungen damit sich die
Investitionen sinnvoll nutzen lassen. Inkompatibilität schaden der optimalen
Nutzung und verursachen darüber hinaus zusätzliche Kosten.
Es gibt genügend Veröffentlichungen
zu diesem Thema, jedoch wurde bisher nur wenig davon in die Praxis umgesetzt.
Die europäische Maschinenindustrie muß sich ihrer Verantwortung bewußt
sein, welche sie für Ihre Kunden übernommen hat. Wettbewerbsvorteile
haben unbestritten Firmen, die ihren Kunden Maschinen anbieten können,
welche zueinander passen bzw. welche zu bestehenden Linien problemlos
hinzugefügt werden können. Ausländische Anbieter haben sich bisher wenig
darum gekümmert, ob ihre Maschinen diese Kriterien erfüllen. Damit aber
schadet man nicht nur dem Kunden sondern letztlich auch sich selbst.
Die gebräuchliche Abkürzung
CIM für Computer Integrated Manufactoring wird außerdem unterschiedlich
interpretiert und nicht immer korrekt verstanden. Zu allem Unglück haben
es die Computerhersteller unterlassen die nötige Aufklärungsarbeit zu
leisten, vorallem in Hinblick auf die Investitionssicherung. Ob dies
mit Absicht passiert, um sich das Folgegeschäft zu sichern oder ob dies
einfach aus Ignoranz geschieht, sei dahingestellt, jedenfalls werden
oft falsche Versprechungen gemacht. Unverantwortlich ist es, wenn Phrasen
dazu herhalten müssen um mangelnde Eigenschaften bezüglich eines offenen
Konzeptes zu verschleiern.
Die europäische Kommission
hat EUROSINET, als Interessenverband für offene Systeme, zur Mitarbeit
im Rahmen des Ephos-Projektes gewinnen können. Dort besteht die Möglichkeit
Orientierungshilfen bei der Beschaffung Offener
Systeme zu erhalten. Ausgangspunkt für das Ephos-Projekt ist ein
Beschluß der EG-Kommission aus dem Jahre 1987, daß für die nationale
Verwaltung der EG-Länder nur Offene
Systemen eingesetzt werden dürfen. Angesichts des stetigen Fortschritts
und des schnellen Wandels sollte man in der Automatisierungstechnik
generell auf Standards setzen um die Investitionen für die Zukunft zu
sichern.
Komplexe Computersysteme,
welche im Betrieb sowohl die administrativen als auch die technischen
Bereiche abzudecken vermögen, sind entsprechend kompliziert. Man benötigt
viel Know How, da jeder Bereich seinen Teil zur Gesamtfunktionalität
beitragen muß. Deshalb bevorzugt man Insellösungen und überläßt die
große Aufgabe - alles zu einem Ganzen zu verbinden - dem Kunden. Aus
diesem Grund ist es mehr als fraglich, ob ein solches System verschiedener
Konzepte, welches dazu aus Komponenten mehrerer Hersteller stammt, funktionieren
wird. Das Problem kann nur dadurch gelöst werden, daß alle Zulieferer
standardisierte Schnittstellen verwenden und sich an ein einheitliches
Organisationsschema halten. Es ist einfach falsch, wenn behauptet wird,
daß der Einsatz von UNIX als Betriebssystem die Kompatibilität garantiert.
Viel wichtiger als das Betriebssystem sind ein einheitliches Netzwerk
und gemeinsame Datenbereiche für alle Benutzer. Zur Zeit und wohl auch
in der Zukunft wird Ethernet die wichtigste Rolle bei den Netzwerken
spielen.
Auf unterster Ebene im
Netzverbund stehen die Prozeßsteuerungen. Hier ist die Vielfalt der
Schnittstellen und Prozeduren besonders groß und unübersichtlich. Derzeit
ist der Profibus das erste Bussystem. Es bleibt abzuwarten ob sich der
CAN-Bus, welcher vorallem in der Automobilindustrie dominiert, sich
dagegen durchsetzen kann.
Konzept
Um die Maschinenbauer
bei der Entwicklung von Offenen Systemen zu unterstützen, bietet
SEPA eine Reihe von Werkzeugen an. Diese Werkzeuge bestehen aus Hardware,
Software und Orgware. Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, daß
für einfache Applikationen Hardware durch Software ersetzt werden kann.
Umgekehrt jedoch muß Software durch intelligente Hardware ersetzbar
sein, wenn der Aufwand für Änderungen an bestehender Software zu groß
werden würde.
Das Resultat dieser Bemühungen
heiß IGPL. Die Abkürzung steht für „Interactive Graphical Programming
Language“ und stellt sowohl den Programmcode als auch eine grafische
Oberfläche für Prozeßleitsysteme dar. Der für die Programmierung verwendete
Code ist sehr einfach gehalten und wurde mit Hinblick auf eine einfache
Interpretation in speicherprogrammierbaren Steuerungen entwickelt. Last
not Least bieten wir auch einen speziellen Multiplexer an, welcher diesen
Code benutzt und ihn in das Protokoll der jeweiligen SPS-Steuerung umzusetzen
vermag. Wir möchten mit dieser Entwicklung dazu beitragen, daß der Kunde
seine Entscheidung für eine Maschine, von deren Leistungsfähigkeit und
nicht von der dazu lieferbaren Steuerung abhängig machen muß. Der Umstieg
auf IGPL bedingt dabei keine Veränderung der Steuerungskonzepte.
Werkzeuge
Hardware
Der MAXIMUX ist ein Datenmultiplexer,
der - je nach Ausbaustufe - bis zu 128 Kanäle bedienen kann. Sein Herz
ist ein 32/16 Bit Mikroprozessor, welcher über den VME-Bus mehrere Slaveprozessoren
dirigieren kann. Diese Konfiguration erlaubt sehr hohe Datentransferraten.
Die Firmware ist voll verpromt, daher ist der Overhead des Betriebssystem
minimal. Die Verbindung zum Host ist sehr flexibel über eine Vielzahl
von Schnittstellenprotokollen zu realisieren, selbstverständlich ist
auch ein Ethernet-Interface vorhanden.
Netzwerke
Einfache Steuerungen
müssen in der Regel sternförmig angeschlossen werden. Steuerungen mit
Busschnittstellen können als Slave oder Master fungieren. Über weitere
Ethernetanschlüsse können weitere Multiplexer angeschlossen werden,
ohne daß dadurch das hostseitige Netz zusätzlich belastet mit. Die Zeichnungen
im Anhang sollen die Struktur der möglichen Netzarten verdeutlichen.
Interfaces
Neben dem Hostinterface
sind eine Reihe von Hard- und Softwareschnittstellen verfügbar. Die
auffälligste Eigenschaft ist, daß verschiedene Protokolle (synchroner
und asynchroner Echo- und Blockmode) nebeneinander gefahren werden können.
Einfache Steuerungen benutzen oft den schwierig zu handhabenden asynchronen
Echomodus, welcher vom Rechner eine hohe Interruptleistung verlangt
Dieses Protokoll kann vom MAXIMUX autonom abgehandelt werden,
ohne daß der Host großartig belastet wird, gleichzeitig kann auch eine
weitergehende Datenkonvertierung vorgenommen werden. Weitere mögliche
Protokolle sind Bitbus, Profibus und andere synchrone Blockmodeprotokolle.
Darüber hinaus sind Softwareschnittstellen zur Datenaufbereitung (z.B.
Datenlogger) vorhanden.
System Software
Alle Software ist komplett
verpromt, d.h. nach einem Powerup, welches nur wenige Sekunden benötigt
- steht der Rechner sofort voll für seine Aufgaben zur Verfügung und
die Daten können auch nicht - wie bei plattenorientierten Systemen möglich
- beschädigt werden.
Datensicherheit
Die Software ist auf
einen Echtzeit-Multitaskingkern aufgesetzt. Mehrere Benutzer können
gleichzeitig Daten abfragen. Die Daten können außerdem gegen unbefugten
Zugriff verschlüsselt werden.
Programmiersprache
Die Programmierung der
Batchprogramme erfolgt über ein grafisches Interface. Der Ablauf wird
in Form von Vektoren definiert, welche die einzelnen Regelkanäle darstellen.
Unter einem Regelkanal versteht man eine einer Elementarfunktion zugeordnete
Regelgröße. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Regelkanälen, welche jeweils
durch eine physikalische Größe und Einheit beschreibbar sein müssen
und unter logischen Namen hinterlegt sind. Regelkanäle können sowohl
Programm als auch Rezeptteile darstellen. Die Verwendung der logischen
Namen ist für die Wandlung des Metacodes und zur Darstellung relevant.
Intern erfolgt der Verweis auf einem Regelkanal durch den Index auf
das Feld der verwendeten Regelkanäle. Jedes Feldelement besitzt eine
feste Struktur. Ein Regelkanal wird durch ein Übersetzungsprogramm,
anhand hinterlegter Regeln, in den Maschinencode der angeschlossenen
Steuerung übersetzt. Das Übersetzen des Metacodes erfolgt als Verfahren,
als Modul oder schrittweise, entsprechend den Möglichkeiten der Steuerung.
Ein Programm, einmal erstellt, kann dann auf verschiedenen Steuerungstypen
ausgeführt werden.
Orgware
SEPA liefert im Rahmen
eines Beratungsvertrags, neben allen technischen Unterlagen (Schaltpläne,
Software im Quellcode und Dokumentation) auch die Unterstützung für
die Entwicklungsteams, welche die Umsetzung des Konzeptes im Unternehmen
vornehmen.
Literaturhinweise
CIM, der computergesteuerte
Industriebetrieb, Springer-Verlag, ISBN 3-540-52158-5
Digital
Industrial Network Guidebook, Order number EB-31782-70, by Digital Equipment
CIM in der Textilveredlung,
SEPA GmbH, Metzingen (1989)
Graphical
process description - the path to standardization, Melliand E275 (1990)
Fabrikplanung Band 1
- 3, Hanser-Verlag, ISBN-3-540-51225-X
CIM-Integration und Vernetzung,
Springer-Verlag, ISBN 3-540-51828-2
Kommunikation offener
Systeme, DIN ISO 8073
Feldbus für die Textilindustrie,
VDI-TXB, Melliand 71 (1990)
OECD
economic Outlook, IMU 881235 (1991)
Die Programmiersprache
IGPL, SEPA GmbH, Metzingen (1990)